„Eigentlich bin ich ein bisschen durch Zufall in den Bereich E-Health reingerutscht“, erzählt Carolien Christ, Doktorandin an der psychiatrischen Kliniken GGZ inGeest und Arkin. Im Rahmen ihrer Promotion arbeitet sie für ALERT, ein Forschungsprojekt zur Untersuchung der Wirksamkeit von E-Health beim Thema Viktimisierung sowie bei der Verbesserung der Emotionsregulationsfähigkeiten bei Depression.
Sofort von E-Health begeistert
Christ kommt ursprünglich aus dem Bereich der klinischen Psychologie und arbeitete nach dem Studium als Psychologin. „Als Therapeutin zu arbeiten, hat mir Spaß gemacht, aber mein Interesse an der Forschung hat mich nicht losgelassen. Als dann schließlich die Chance kam, in diesem Bereich zu arbeiten, habe ich nicht lange gezögert, sagt Carolien Christ begeistert. Als Nachwuchswissenschaftlerin arbeitete sie u.a. an einer Untersuchung zur Effektivität der Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen mit. „Als ich dabei mit dem Thema E-Health in Berührung kam, sah ich sofort die Möglichkeiten: niederschwellig, jederzeit verfügbar und vor allem effektiv.“
ALERT: E-Health und Depression
„Inzwischen schreibe ich auch meine Promtion zum Thema Wirksamkeit von E-Health bei Viktimisierung und der Verbesserung von Emotionsregulationsfähigkeiten bei Depression“, schildert Christ. Der Name des Forschungsprojektes ALERT steht für Anti-Viktimisierung: onLineEmotionsRegulations-Training. Finanziert wird das Projekt vom Niederländischen Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft.
Erhöhtes Risiko, Opfer einer Gewalttat zu werden
Christ: „Aus Untersuchungen geht hervor, dass die Gefahr für Menschen mit einer Depression Opfer einer Gewalttat zu werden, über dreimal so hoch liegt wie bei gesunden Menschen. Viktimisierung nennen wir das. Dabei handelt es sich um einen neuen Befund. Wie es kommt, dass das Risiko derart erhöht ist und was man dagegen tun kann, ist noch nicht weiter erforscht. Daher ist es höchste Zeit für ein innovatives Forschungsprojekt, das sich mit der Prävention von Viktimisierung bei dieser gefährdeten Gruppe befasst. Durch Präventionsmaßnahmen können wir hoffentlich viel Leid verhindern.“
Emotionsregulation bei Depression
„Die Emotionsregulation scheint ein bedeutender Mechanismus bei der Viktimisierung zu sein“, erklärt Carolien Christ. „Emotionsregulationsprobleme führen möglicherweise zu einer verminderten Selbstverteidigung und Gefahreneinschätzung. Menschen mit Emotionsregulationsschwierigkeiten können zudem einen verletzlichen Eindruck machen und relativ häufig zwischenmenschliche Konflikte erfahren. Diese Faktoren scheinen deren hohes Viktimisierungsrisiko noch weiter zu erhöhen.“ Gerade Menschen, die unter einer Depression leiden, haben oft Mühe mit der Regulation ihrer Emotionen. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass diese häufiger Opfer von Gewaltdelikten werden.
Online-Training für depressive Patienten
„Aus diesem Grund haben wir ein Emotionsregulationstraining (ERT) entwickelt“, erklärt die angehende Doktorandin. „Depressive Patienten können dieses Training begleitend zu ihrer regulären Therapie absolvieren. Wir erwarten, dass die Patienten, die dieses begleitende Training durchlaufen, seltener Opfer von Gewalttaten werden.“ Ist es nicht ein bisschen viel, zwei Therapien gleichzeitig zu absolvieren? „Das könnte sein“, räumt Christ ein, „aber dieser Umstand ist sehr wohl berücksichtigt worden: Der Patient kann das Emotionsregulationstraining in seiner ihm ganz eigenen Geschwindigkeit absolvieren. Beide Therapiewege ergänzen sich zudem, sie entwickeln ihre Effektivität durch ihre Kombination.“ Die Teilnehmer werden durch einen Online-Therapeuten der GGZ inGeest durch das Training begleitet. „Das geschieht in Form von Textnachrichten oder Videogesprächen, persönliche Vier-Augen-Gespräche gibt es allerdings nicht. Das Training fndet vollständig online statt“, führt die junge Forscherin aus.
Das Training von Carolien Christ basiert auf einem Emotionsregulationstraining aus Deutschland. „Das ist die Basis für unser Training, wir haben aber sehr wohl ein eigenständig niederländisches Training konzipiert. Wir haben großen Wert auf die Attraktivität des Trainings gelegt. Zum Beispiel erklären wir etwas kompliziertere Sachverhalte zum Thema Emotionen kurz und bündig anhand von Kurzfilmen oder Audiosequenzen.“
„Inzwischen ist die Konzeptionsphase abgeschlossen und wir haben mit der gemeinsamen Forschung mit der GGZ inGeest begonnen. Natürlich ist es noch viel zu früh, um schon irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen oder Voraussagen zu treffen. Erste Ergebnisse erwarten wir für das Jahr 2019.“
Nehmen Sie für weitergehende Informationen über ALERT Kontakt zu Carolien Christ unter 0031 - 020 - 590 1339 oder c.christ@ggzingeest.nl auf.
Minddistrict und die Forschung
Die E-Health-Plattform von Minddistrict wird nicht nur von der Freien Universität Amsterdam sowie der psychiatrischen Klinik GGZ inGeest zu Forschungszwecken genutzt. Mehr als 30 Universitäten und Forschungseinrichtungen in Europa sind Teil des Global Research Networks und arbeiten mit E-Health von Minddistrict.
Minddistrict ist Teil großer europäischer Forschungsprojekte wie Horizon 2020 ICare als technischer Partner. Erfahren Sie mehr über ICare.
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