In der psychotherapeutischen Versorgung fanden Online-Behandlungen in der Vergangenheit wenig Anklang, dies hat sich besonders seit der Corona-Pandemie geändert. Insbesondere Blended Care, eine Mischung aus vor-Ort- und Online-Therapie, ermöglicht den Patient:innen das Beste aus beiden Welten. Blended-Care-Lösungen sollen den persönlichen Kontakt erhalten, jedoch gleichzeitig die Autonomie der Patient:innen stärken und Behandelnde von Routineaufgaben entlasten.
Blended Care in der Diskussion
Minddistrict Geschäftsführerin Dr. Maren Kentgens diskutierte beim diesjährigen BMC Kongress am 19. Januar unter anderem mit Dr. Alessa Jansen und Dr. Ulrike Lupke den bisherigen Einsatz in der Versorgung. Welche Chancen und Risiken sind mit videobasierter Psychotherapie und weiteren digitalen Angeboten verbunden und welche Personengruppen können besonders von diesem Angebot profitieren?
Das Fazit der Expertinnen: Wir brauchen Blended Care in der Psychotherapie
Frau Dr. Jansen von der Bundespsychotherapeutenkammer und Frau Dr. Lubke vom Institut für moderne Verhaltenstherapie stellten zunächst verschiedene Untersuchungen mit niedergelassenen Psychotherapeuten vor. Das eindeutige Fazit lautet: Wir brauchen Blended Care in der Psychotherapie. Die persönliche Begegnung von Therapeut und Patient ist für den Behandlungsverfolg notwendig, aber die Behandlung muss unterstützt und begleitet werden durch Angebote, die die Vorteile der Digitalisierung bieten. Dabei sollten Online-Inhalte und das im persönlichen Gespräch Erarbeitete miteinander kombiniert und zusammengeführt werden können, selbstverständlich unter den Gesichtspunkten der DS-GVO.
Maßgeschneidert muss es sein
Besonders wichtig: Die Behandelnden wünschen sich individuelle Online-Module für ihre Patient:innen, die sich auf die einzelnen Bedürfnisse und Erfordernisse der Therapie einstellen lassen. In Deutschland können geprüfte digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung verordnet werden, seitdem das Digitale Versorgungsgesetz (DVG) am 19. Dezember 2019 in Kraft getreten ist.
Nachbesserung im DVG notwendig
Doch was zunächst als Hoffnungsträger galt, ist im Moment noch mit Hindernissen versehen, da digitale Gesundheitsanwendungen nicht mit Behandlungen vor Ort verknüpft werden können. Blended Care ist im DVG nicht vorgesehen, wird aber dringend gebraucht, denn sonst könnte der Eindruck entstehen, dass Psychotherapeut:innen keine digitalen Inhalte nutzen wollen oder - noch bedeutsamer - durch digitale Anwendungen ersetzbar sind.
Eine weitere Gefahr fehlender Vergütung für Blended Care ist, dass es so aussieht, als wäre nur entweder Therapie vor Ort oder 100% digitale Behandlung möglich. Der echte Mehrwert entsteht erst durch die erfolgreiche Kombination beider Modi.
(Titelbild (c) Bundesverband Managed Care, BMC)
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Dr. Maren Kentgens
Dr. Maren Kentgens studierte Psychologie in Hamburg und promovierte 2002 am Universitätsklinikum Eppendorf in den Fachgebieten Medizinsoziologie und Arbeitspsychologie.
Nachdem sie Führungspositionen in Beratungs- und Gesundheitsunternehmen wie Lischke Consulting und der Gesundheitswirtschaft Hamburg GmbH innehatte, übernahm sie 2010 die Gesamtprojektleitung von „psychenet“, einem vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung geförderten Projekts zur Bereitstellung wissenschaftlich fundierter Informationen zu häufig vorkommenden psychischen Erkrankungen. Hier kam sie erstmals mit Minddistrict in Kontakt.
Im Jahr 2014 wechselte Maren Kentgens zu Asklepios Connecting Health, wo sie als Geschäftsführerin und Expertin für beide Bereiche erstmals die Brücke zwischen Corporate Health und Versorgung schlagen konnte. Unter ihrer Leitung wurde hier auch die e-Mental-Health Plattform Minddistrict erfolgreich in der Beratung von Unternehmen und MitarbeiterInnen eingesetzt.
Seit 2020 ist sie Geschäftsführerin von Minddistrict DACH und berät Kliniken bei der Entwicklung digitaler Behandlungskonzepte.