everyBody ist ein maßgeschneidertes Online-Trainingsprogramm für Frauen ab 18 Jahren zur Steigerung der Körperzufriedenheit; everyBody Plus zur Überbrückung der Wartezeit von Frauen, die auf einen Therapieplatz warten, um sich aufgrund ihrer Essstörungen behandeln zu lassen. Entstanden sind everyBody und everyBody Plus im Rahmen des ICare-Projektes. Wir haben mit Barbara Nacke, Studienkoordinatorin des everybody-Projekts, über die beiden Programme, ihre Motivation und das ICare-Projekt gesprochen.
Barbara Nacke ist Diplom-Psychologin und Studienkoordinatorin für das everyBody-Projekt an der TU Dresden, wo sie auch ihr Psychologiestudium absolvierte. Seit 2015 ergänzt sie das Team als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der Dissemination von Online-Präventionsprogrammen für Essstörungen und ernährungsbedingte Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung.
Das Körperbild von Menschen als Forschungsschwerpunkt
“Bereits im Studium hat mich das Körperbild des Menschen sehr interessiert. Anfangs habe ich mich überwiegend mit dem Körperbild bei Männern beschäftigt, heute forsche ich zum Körperbild bei Frauen,” erklärt Barbara Nacke ihren Weg in die Forschung zu Essstörungen. Ihre Diplomarbeit verfasste sie an der Professur "Grundlagen und Interventionen bei Essstörungen und assoziierten Störungen" zum Körperbild von Männern. Sie arbeitet seit 2015 an der TU Dresden und war von Anfang an Teil des ICare-Projektes.
Ein individuell zugeschnittenes Onlineprogramm
Im Rahmen des ICare-Projektes bietet das Team der TU Dresden mit everyBody ein Online-Präventionsprogramm für Essstörungen und Beschwerden im Zusammenhang mit dem Essen an. Das Team evaluiert darüber hinaus, wie eine speziell angepasste Version des Programms Frauen, die bereits an einer Essstörung erkrankt sind, bei der Überbrückung der Wartezeit auf einen Psychotherapieplatz helfen kann. Ziel des Programms ist es, Frauen dabei zu unterstützen, zufriedener mit ihrem Äußeren zu sein, ohne ihren Körper verändern zu müssen oder schädliche Verhaltensweisen zu entwickeln. Das Präventionsprogramm wird derzeit in Deutschland mit fast 4000 Frauen erprobt, die Selbsthilfe-Version in Deutschland und Großbritannien mit über 250 Teilnehmerinnen.
Typisch für E-Mental-Health-Interventionen ist allerdings auch, dass viele Leute wieder abspringen. Die Gründe, warum eine Teilnehmerin sich dafür entscheidet, ein Programm vorzeitig zu verlassen, können vielfältig sein. Für die Ergebnisse der Untersuchung war das trotzdem kein Problem. Barbara Nacke: “Ende 2016 haben wir die beiden ICare-Programme everyBody und everyBody Plus gestartet. Vor allem für unser everyBody-Programm war das Interesse recht groß. Die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen sind sehr motivierend und positiv gewesen.”
everyBody und everyBody Plus: die Unterschiede
EveryBody Plus ist ein Teil des everyBody-Angebots, das aus mehreren Teilen besteht. Barbara Nacke erklärt, worum es in everyBody geht: “everyBody bietet universelle Präventionsangebote für jede Frau. Es geht in allen Teilen um ein ausgewogenes Essverhalten, Bewegung, Steigerung des Selbstwertgefühls. Auch das Problem von Essanfälle wird in everyBody aufgegriffen. Unser Ziel ist es, das Gesundheitsverhalten und Wohlbehalten unserer Nutzerinnen zu steigern.”
Die Intervention bietet universelle Präventionsangebote für jede Frau
everyBody Plus richtet sich speziell an Frauen, die auf einen Therapieplatz warten, um sich wegen Binge Eating und Bulimie behandeln zu lassen. In diesem Programm stehen die Essanfälle und Ernährungsverhalten im Fokus. Mit diesem psychoedukativen Angebot soll die Wartezeit überbrückt werden, damit in der Klinik während der Therapie dann die eigentliche Problembehandlung durchgeführt werden kann und keine wertvolle Zeit verloren geht.
Dr. Ina Beintner hat vor einiger Zeit in einem Interview erklärt, warum ein positives Körperbild ein wichtiges Thema in everyBody ist. Die Behandlung von Essstörungen zählt zu den Spezialgebieten an der TU Dresden und ist in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt worden. “Für Betroffene bedeuten Essstörungen jeglicher Art einen großen Leidensdruck. Das Warten auf Therapieplätze bzw. wie man die Wartezeit überbrückt, ist daher ein wichtiges Thema, das uns sehr beschäftigt,” erklärt Nacke den großen Stellenwert des Projektes für Frauen.
Im Rahmen des übergeordneten ICare-Projektes werden auch andere psychische Erkrankungen aufgegriffen, etwa der Umgang mit aufkommenden Gefühlen von Traurigkeit und Angstzuständen.
Ein erfolgreiches Projekt
Für das Forschungsteam von everyBody ist das Projekt insgesamt sehr erfolgreich abgelaufen. Barbara Nacke stellt allerdings auch einige Stolpersteine fest: “Bei beiden Programmen haben wir festgestellt, dass auf stark übergewichtige Patientinnen und deren Probleme nicht genug eingegangen wurde. Für sie stellt die Konfrontation mit dem Gewicht in Alltagssituationen eine große psychische Belastung dar. Für sie ist es jeden Tag schwierig, einen Platz im Bus zu finden, oder passende Kleidung zu finden. Dies muss in künftigen Interventionen stärker berücksichtigt werden.”
Mit den bisher vorliegenden Ergebnissen sowohl für everyBody Plus als auch für Everybody sind die Forscher sehr zufrieden – sie haben den erwünschten Erfolg gebracht. Den Entwicklern der everyBody-Programme geht es vor allem darum, Figur- und Gewichtssorgen reduzieren: “Das ist uns bei einem großen Teil der Teilnehmerinnen gelungen, vor allem bei Teilnehmerinnen die eine intensivere Betreuung erhalten haben,” zieht Barbara Nacke ein positives Fazit.
‘Vielen Teilnehmerinnen ist es gelungen, ihre Figur- und Gewichtssorgen zu reduzieren‘
Von den Untersuchungen und Interventionen des everyBody-Projekts sollen Menschen langfristig und nachhaltig profitieren. Barbara Nacke erklärt die große Schwierigkeit von onlinebasierten Interventionen: “Die Unverbindlichkeit von Online-Programmern zeigt, dass die Resultate sehr unterschiedlich sein können. Wer durchhält und eine Maßnahme intensiv nutzt, der kann allerdings große Erfolge für sich verbuchen.”
Letztlich geht es darum, Menschen zu mehr Lebensqualität zu verhelfen. Das Zwischenfazit der everyBody-Forscher zeigt, dass sich Patientinnen für solche Programme offen zeigen und Erfolge erzielen können, um gegen Essstörungen anzukämpfen. Für Barbara Nacke sind Online-Interventionsmaßnahmen wie everyBody erst der Anfang: “Das Angebot, aber auch der Bedarf an Online-basierten Maßnahmen werden weiter wachsen, gerade wenn sich die politische Lage weiterentwickelt. Wie es derzeit aussieht, kann da noch viel mehr passieren. Die Krankenkassen bieten ohnehin schon sehr viele Online-Interventionen und auch der private Markt wächst weiter und stellt innovative Entwicklungen zur Verfügung, die die herkömmliche Therapie sinnvoll ergänzen können.”
Mehr Erfahren?
Möchten Sie mehr über das ICare-Projekt erfahren? Dann schauen Sie sich diesen Artikel über ICare an.
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