Alle 62 Minuten verstirbt ein Mensch an den Folgen einer Essstörung. Das geht aus den Forschungsergebnissen verschiedener amerikanischer Stiftungen für die psychische Gesundheit hervor. Allein in Deutschland wurden im Jahr 2015 offiziell 8.079 Fälle von diagnostizierter Magersucht (Anorexia nervosa) sowie 2.222 Fälle von Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa) in Krankenhäusern registriert.
Anzahl der diagnostizierten Fälle von Anorexie und Bulimie. Quelle
Allerdings bestehen rund um das Thema Essstörungen viele Unklarheiten und Missverständnisse. Aus diesem Grund wird die Krankheit sehr oft erst spät diagnostiziert. Ein äußerst ungünstiger Umstand, denn je eher die Störung erkannt wird, desto größer ist die Chance auf Heilung. Höchste Zeit, mehr Bewusstein für diese Erkrankungen zu schaffen, fand die britische Organisation BEAT (Beating eating disorders) und hat die internationale Eating Disorders Awareness Week ins Leben gerufen. Die diesjährige Veranstaltung findet statt im März.
Logo der Aktion 'Sock it' von BEAT. Dabei wurden Socken verkauft, deren Erlös der Erforschung und Behandlung von Essstörungen zugutekommt.
Was sind Essstörungen eigentlich?
Bei einer Essstörung handelt es sich um eine psychische Erkrankung mit körperlichen Folgen. Menschen mit einer Essstörung weichen in ihrem Essverhalten vom “normalen Essverhalten” ab.
- die Magersucht (Anorexie)
- die Ess-Brech-Sucht (Bulimie)
- die sogenannten Fessattacken (Binge Eating)
- die unspezifische Ess-Sucht
Eine Essstörung kann sich auf verschiedene Weisen bemerkbar machen. Während manche Betroffene sehr wenig bis gar nichts zu sich nimmt, sind andere von plötzlichen Essattacken geplagt. In jedem Fall kann hier von einem gestörten Essverhalten gesprochen werden und einer großen Angst davor, dick zu werden. Oft kann diese komplizierte psychische Erkrankung das ganze Leben der Betroffenen beherrschen.
Vorurteile
Viele Menschen haben sehr wohl schon von Anorexie oder Bulimie gehört, wissen aber meist nicht, was eine Essstörung genau bedeutet. Daher bestehen auch sehr viele Missverständnisse in Bezug auf diese Erkrankung. Zum Beispiel, dass Betroffene nur um Aufmerksamkeit ihrer Mitmenschen buhlen würden. Oder die Idee, dass, wenn sich das Gewicht wieder normalisiert, auch die Krankheit vorbei ist.
Dagegen hilft es, Betroffene selbst zu Wort kommen zu lassen. Die Journalistin Nora Burgard-Arp hat im Rahmen ihres Projekts „Anorexie – Heute sind doch alle magersüchtig“ eine magersüchtige junge Frau interviewt. Sie möchte so einen differenzierteren Blick auf das Thema Essstörungen ermöglichen.
Logo von EveryBody, dem Forschungsprojekt von Dr. Ina Beintner.
Breite Forschungsarbeit
Über die Ursache für Essstörungen und effektive Behandlungsmethoden ist noch sehr wenig bekannt. Glücklicherweise wird die Erkrankung inzwischen breit erforscht.
So untersucht die klinische Psychologin Ina Beitner von der Technischen Universität Dresden, wie E-Mental-Health zu einer Verbesserung der Intervention von Essstörungen beitragen kann. Minddistrict veröffentlichte bereits ein Interview mit Frau Beitner über ihre Forschungsarbeit.
Ehealth für Essstörungen
Sowie für andere psychische Probleme können für die Behandlung von Essstörungen Online-Behandlungen eingesetzt werden. In den Niederlanden werden Tagebücher und Module zur Unterstützung von Gesprächen verwendet. Wenn Sie interessiert daran sind, oder wissen wollen was die möglichkeiten in Deutschland sind, bitte kontaktieren Sie uns.
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